Vorwort

Abb. 1Paul Klee, Vorhaben, 1938, 126, Kleisterfarbe auf Papier auf Jute; originale Rahmenleisten, 75,5 x 112,3 cm, Zentrum Paul Klee, Bern©Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv

Abb. 1

Paul Klee, Vorhaben, 1938, 126, Kleisterfarbe auf Papier auf Jute; originale Rahmenleisten, 75,5 x 112,3 cm, Zentrum Paul Klee, Bern

©Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv

Die »Zwitscher-Maschine« wagt in dieser Ausgabe den Schritt über den Atlantik, denn Paul Klees »Tweets« waren ab den 1930er-Jahren in den USA sehr laut und deutlich zu vernehmen. Seine Kunst wurde nicht nur in zahlreichen Ausstellungen dem amerikanischen Publikum bekannt gemacht, sondern auch von Hollywood-Berühmtheiten wie Billy Wilder oder, wie Osamu Okuda in seinem Beitrag aufzeigt, vom Drehbuchautor Clifford Odets gesammelt. Zudem waren Künstler wie der ehemalige Bauhauslehrer Josef Albers oder Hans Hofmann, Leiter einer der ersten modernen Kunstschulen in München, von Deutschland in die USA emigriert, und vermittelten dort in ihrem Unterricht Gedanken zur bildnerischen Gestaltung, die mit denen Paul Klees übereinstimmten. Ausstellungen, Sammler und Lehrer ermöglichten den Amerikanern eine direkte Auseinandersetzung mit Klees Schaffen und Denken, die bei einigen jungen Künstlern durchaus ihre Spuren hinterliess, wie das Zentrum Paul Klee in der Ausstellung Ten Americans: After Paul Klee aufzeigt.

Die vorliegende vierte Nummer der »Zwitscher-Maschine« präsentiert jedoch nicht nur neue Forschungsergebnisse in Bezug auf Klee in der Neuen Welt, sondern zeigt erneut die Vielfalt interessanter Themen, mit denen sich die internationale Klee-Forschung auseinandersetzt. Ann Stephen widmet ihre Analyse dem einzigen Werk von Paul Klee in einer australischen Museumssammlung und erweitert die Interpretation von Distel-bild, 1924, 73 um Bezüge zu Hans Christian Andersons Märchen. Walther Fuchs liefert nach der Auswertung zahlreicher Quellen eine detaillierte Analyse von Klees Krankheitsverlauf und Diagnose. Einen neuen Beitrag zur nationalsozialistischen Propaganda gegen Klee steuert Christoph Zuschlag durch die Kontextualisierung verschiedener Aktionen in jener Zeit bei.

Mit dem Blick nach Amerika wird in der Klee-Forschung ein weiteres Kapitel eröffnet, dem hoffentlich noch viele Untersuchungen folgen werden. Die »Zwitscher-Maschine« widerspiegelt damit auch die Ziele des Zentrum Paul Klee, sich der globalen Klee-Rezeption zuzuwenden. Klee soll nicht nur im Kontext der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte weiter erforscht, sondern auch in nicht-europäische Zusammenhänge gestellt werden. Um dies zu ermöglichen, suchen wir den Dialog mit Forscherinnen und Forschern, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven und Kontexten mit Klees Werk beschäftigen. Wir wünschen uns Vielfalt und Breite in Diskussionen, die in einem offenen Gefäss wie dieser Online-Zeitschrift stattfinden können.

Die Initiative für diese Online-Zeitschrift ging von Walther Fuchs und Osamu Okuda aus. Sie haben das Konzept erarbeitet und sind auch für die Umsetzung verantwortlich. Für ihre äusserst kompetente Arbeit bedanken wir uns ganz herzlich. Mit ihnen möchten wir nun dieses ausgezeichnete Format weiterentwickeln und in alle Richtungen öffnen und erweitern.

Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, wünschen wir nun neue Anregungen und eine interessante Lektüre.

 

Nina Zimmer
Direktorin
Kunstmuseum Bern - Zentrum Paul Klee, Bern

Fabienne Eggelhöfer
Chefkuratorin
Zentrum Paul Klee, Bern


Editorial

Abb. 2Buchholz Gallery, New York, Saalaufnahme, 1948Fotograf: Adolph Studly, N.Y.19,2 x 24 cm, Archiv Bürgi im Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Familie Bürgi©Zentrum Paul Klee, Bern, Archiv

Abb. 2
Buchholz Gallery, New York, Saalaufnahme, 1948
Fotograf: Adolph Studly, N.Y.
19,2 x 24 cm, Archiv Bürgi im Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Familie Bürgi
©Zentrum Paul Klee, Bern, Archiv

This issue of »Zwitscher-Maschine« is traveling across the Atlantic to the USA, where Paul Klee’s »tweets« could be heard loud and clear in the 1930’s. His art was not only known to the American public through variety of exhibitions, but was also collected by Hollywood stars like Billy Wilder and the screenwriter Clifford Odets, as Osamu Okuda reveals in his essay. Additionally, artists like the former Bauhaus professor Josef Albers and Hans Hofmann, a director of one of the first modern art schools in Munich who emigrated from Germany to the USA, taught methods of pictorial composition that were in accordance with those of Klee. Exhibitions, collectors, and teachers facilitated young American artists’ direct engagement with Klee’s work and thought, which markedly influenced some of them, as demonstrated by the Zentrum Paul Klee’s exhibition Ten Americans: After Paul Klee.

This fourth issue of the »Zwitscher-Maschine« showcases more new research on Klee in the USA, while once again demonstrating the variety of compelling themes that international Klee research encompasses. Ann Stephen’s new interpretation of Distel-bild (Thistle picture), 1924, 73, the only work by Paul Klee in an Australian museum collection, explores its relationship to Hans Christian Anderson’s fairy tales. Walther Fuchs’ detailed analysis of the progression of Klee’s disease and diagnosis is grounded in the careful review of numerous documents. Finally, Christoph Zuschlag sheds new light on the National Socialist propaganda against Klee by contextualizing various campaigns from that period.

The essays on Klee in America begin a new chapter in Klee research, which we hope will lead to many more studies. In this way »Zwitscher-Maschine« upholds the Zentrum Paul Klee’s broader mission to analyze the artist’s global reception. Klee’s work must not only be viewed in the context of European art and cultural history; it should also be explored in relationship to the world beyond Europe’s borders. To that end, we seek to establish a dialogue with researchers who approach Klee’s work from a variety of perspectives and contexts. We hope for diversity and breadth in our conversations, which will take place in open forums such as this online journal.

Walther Fuchs and Osamu Okuda envisioned this online journal, developed the concept, and are now responsible for its implementation. We thank them wholeheartedly for their outstanding work. Together, we look forward to further expanding their project and to opening it up in all directions.

We hope that you, dear readers, find inspiration and enjoyment in the following pages.

 

Nina Zimmer
Director
Kunstmuseum Bern - Zentrum Paul Klee, Bern

Fabienne Eggelhöfer
Chief Curator
Zentrum Paul Klee, Bern

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