Vorwort
Die vorliegende siebte Nummer der Zwitscher-Maschine präsentiert erneut eine eindrückliche Vielfalt von Themen, mit denen sich die internationale Klee-Forschung auseinandersetzt:
Marie Kakinuma gewährt einen Blick auf die Rückseite einer Auswahl von Werken Klees, die er beidseitig bearbeitet hat. Sie geht der Frage nach, inwiefern die Vorderseite und die Rückseite der Werke miteinander thematisch und kompositorisch korrespondieren. Mit ihrem zukunftsweisenden Thema »Recto/Verso im Werk von Paul Klee«, welches auch dasjenige ihrer Dissertation ist, verkörpert sie eine nächste Generation von Forschern, die sich mit »The Art in the Making« bei Paul Klee beschäftigen.
Dialektische Verknüpfungen im bildnerischen Werk von Paul Klee mit all ihrer Ambivalenz von Widersprüchlichkeit und Getrenntheit, Zusammengehörigkeit und Verbundenheit, Festigkeit und Liquidität stehen im Mittelpunkt philosophischer Betrachtungen und theoretischer Überlegungen von Bernhard Marx.
Gloria Köpnick befasst sich in ihrem Beitrag mit der Rezeption von Paul Klees Werk in Oldenburg der 1920er Jahre bis in die Nachkriegszeit und dem zentralen Ereignis der Klee Einzelausstellung von 1926 im Augusteum, die von der »Vereinigung für junge Kunst« Oldenburg organisiert und von Otto Ralfs ursprünglich als Wanderausstellung initiiert wurde. Die systematische Auswertung der Archivalien des Vereins ermöglicht erstmals eine Rekonstruktion der Klee-Ausstellung von 1926 und deren rezeptive Wirkung auf die Künstlerschaft von Oldenburg, insbesondere auf den Bauhäusler Karl Schwoon.
Die bisher weitestgehend unbekannte Präsenz von Paul Klee an der Deutschen Werkbundausstellung 1930 in Paris ist Thema des Tweets von Walther Fuchs und Osamu Okuda. Im Fokus steht die von Walter Gropius kuratierte Kulturpropaganda-Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1930 in Paris mit Klees Beteiligung im Ausstellungskatalog, der von Herbert Bayer gestaltet wurde.
Bekanntlich schlägt das Zentrum Paul Klee mit dem interdisziplinären Projekt »FRUCHTLAND« eine Brücke zwischen Natur und Kunst. Darin spielen einheimische Dunkle Bienen eine gewichtige Rolle, auf die Dominik Imhof sein Augenmerk richtet. Er erläutert diesbezüglich Klees bildkünstlerische Auseinandersetzung mit Bienen unter anderem am Beispiel der Honigschrift.
Anlässlich der Neuentdeckung einer bisher als verborgen geltenden Zeichnung auf der Rückseite des Werks Träger für ein Schild, 1934, 72 von Paul Klee, erfolgt eine Revision des bisherigen Forschungsstands durch Marie Kakinuma. Der Einbezug der verso Zeichnung in die Werkinterpretation eröffnet neue Perspektiven bei der Ergründung des Kunstwerks.
In der Rubrik »Buchvorschau« stellen Osamu Okuda und Reto Sorg ihre Publikation, die Faksimileausgabe eines »Albums« von Paul Klee und seinem Freund Hans Bloesch, vor. Entstanden in den Jahren 1902 bis 1905 blieb das Projekt »Das Buch« der beiden Freunde unvollendet und ohne dass die Öffentlichkeit von seiner Existenz erfahren hätte. Die Faksimile-Edition mit Transkription in deutscher und englischer Sprache erscheint im Herbst 2019 im Nimbus-Verlag, Wädenswil.
Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, wünschen wir mit dieser Ausgabe neue Anregungen und eine interessante Lektüre.
Fabienne Eggelhöfer, Zentrum Paul Klee, Bern
Walther Fuchs, Digiboo Verlag, Küsnacht
Osamu Okuda, Zentrum Paul Klee, Bern
p. s. Call for papers: Die Herausgeber laden AutorInnen ein, Vorschläge für Artikel einzureichen. Diese haben eine Länge von 8 bis 10 A4-Seiten. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.
Editorial
This seventh issue of the Zwitscher-Maschine once again presents an impressive variety of topics explored in the context of international Klee research:
Marie Kakinuma explores the surprisingly frequent phenomenon of recto/verso works in Klee’s oevre describing several examples in some detail. She explores the extent to which the front and back of the artworks correspond thematically and compositionally. With her pioneering theme »Recto/Verso in Paul Klee's Work,« which is also the theme of her dissertation, she embodies the next generation of researchers working on »The Art of Making« by Paul Klee.
Dialectical connections in Paul Klee's pictorial work with all their ambivalence of separation and connection, solidity and fluidity are the focus of philosophical and theoretical considerations by Bernhard Marx.
In her contribution, Gloria Köpnick investigates the reception of Paul Klee's work in Oldenburg from the 1920s to the post-war period and the central event of the Klee solo exhibition of 1926 in the Augusteum, which was organised by the »Vereinigung für junge Kunst« Oldenburg and originally initiated by Otto Ralfs as a travelling exhibition. The systematic evaluation of the association's archive documents makes it possible for the first time to reconstruct the Klee exhibition of 1926 and its reception by the artists of Oldenburg, in particular the Bauhäusler Karl Schwoon.
Paul Klee's largely unknown presence at the 1930 German Werkbund Exhibition in Paris is the subject of the tweet by Walther Fuchs and Osamu Okuda. The focus is on the German Werkbund exhibition 1930 in Paris, curated by Walter Gropius, in which Paul Klee was involved with an excerpt of a theoretical text published in the exhibition catalog, designed by Herbert Bayer
The Zentrum Paul Klee is building a bridge between nature and art with the interdisciplinary project FRUCHTLAND on the site and surroundings of the Zentrum Paul Klee. In the project, native dark bees play an essential role, in a project overseen by Dominik Imhof. He will elucidate Klee's pictorial artistic examination of bees using, among other things, the example of honey writing in collaboration with the bees themselves.
On the occasion of the recent discovery of a drawing on the back of the work Träger für ein Schild, 1934, 72 by Paul Klee, Marie Kakinuma revises the previous state of research. The inclusion of the verso drawing in the work's interpretation opens up new perspectives in the exploration of the work of art.
In the »Book Preview« section, Osamu Okuda and Reto Sorg present their publication, the facsimile edition of an »album« by Paul Klee and his friend Hans Bloesch. Created between 1902 and 1905, the two friends' project »The Book« remained unfinished and the public did not know of its existence. The facsimile edition with transcription in German and English will be published by Nimbus-Verlag Wädenswil in autumn 2019.
With this new issue of ZM we wish you, dear readers, an interesting read and much inspiration.
The editors:
Fabienne Eggelhöfer, Zentrum Paul Klee, Bern
Walther Fuchs, Digiboo Publishing House, Küsnacht
Osamu Okuda, Zentrum Paul Klee, Bern
p. s. Call for papers: The editors invite authors to submit suggestions for papers. These have a length of 8 to 10 A4 pages. We look forward to your contributions.