Meeting on a Bridge: An Approach to Klee and Japan

Jenny Anger


Zusammenfassung

Ein japanischer Kunstsammler reiste zum Schosshaldenfriedhof in Bern, wo Paul Klee begraben ist. Der Sammler brachte etwas mit: Eine mit grosser Sorgfalt geschriebene Kalligrafie des buddhistischen Herz Sutra (jap. Hannya shingyō). Er wollte es dort mit Klee in dieser und der jenseitigen Welt vereint sehen. Heimlich begrub er den geliebten Text direkt neben Klees Grab. Diese Anekdote zeigt die aussergewöhnliche Leidenschaft, die viele Japaner für Klee und seine Kunst empfinden. Der Kunsthistoriker Osamu Okuda hat hierzu folgende These aufgestellt: »Inmitten eines rasant voranschreitenden Modernisierungsprozesses hat Japan seine traditionellen ästhetischen Werte in der Kunst von Klee wieder erkannt, zu der es zurückgegriffen hat, um seine kulturelle Identität zu bewahren.« Das Essay ist Bestandteil eines grösseren Projekts, welches der Frage nachgeht, weshalb viele Japaner glauben, in Klees Kunst ihre eigene Ästhetik wieder zu erkennen.