KLEES GRENZEN DES VERSTANDES

Otto Karl Werckmeister


Zusammenfassung
Paul Klee verfolgte während der Weimarer Republik (1919–1933) eine zweifache Karriere als Bauhausmeister und als freier Künstler auf dem Markt. Sie nötigte ihn dazu, seine künstlerische Selbstvergewisserung und öffentliche Selbstbestimmung in zwei gesellschaftlich verschiedenen, gleich diskussionsfreudigen Kunstszenen zu klären. Sein programmatisches Gemälde Grenzen des Verstandes von 1927 und sein Aufsatz »exakte versuche im bereich der kunst«, der 1928 in der Zeitschrift »bauhaus« erschien, sind in diesem Zusammenhange zu verstehen. Sowohl in dem Bild als auch in dem Text setzt sich Klee mit den damaligen Debatten über eine technologische Ausrichtung der modernen Kunst auseinander. An deren Schlüsselbegriffen – Konstruktion und
Rationalität, Wissenschaft und Technik – schieden sich progressive und konservative kulturpolitische Tendenzen der Zeit. Dabei kam es zu einer metaphysisch anspruchsvollen Wendung gegen technische Rationalität, die zu Beginn der Wirtschaftskrise ihren Höhepunkt erreichte.


Summary
During the Weimar Republic (1919-1933), Paul Klee pursued a double career as a Bauhaus master and as a freelance artist on the market. In this context, his painting Grenzen des Verstandes from 1927 and his essay Exact Experiments in the Field of Art (1928) have programmatic significance. In both the picture and the text, Klee explores the debates of that time on the technological orientation of modern art.