Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, Ihnen die brandneue Ausgabe Nr. 13 der Zwitscher-Maschine vorzustellen. In dieser Ausgabe finden Sie eine Vielzahl faszinierender Artikel über Paul Klee und die Rezeption seines Werks. Die Ausgabe entstand in Zusammenarbeit von Autorinnen und Autoren aus der internationalen Klee-Forschergemeinschaft.
Die Deterritorialisierung, ein Konzept von Deleuze und Guattari, bietet eine alternative Perspektive auf Kunst und Kreativität, indem sie die hierarchischen Strukturen und begrenzenden Beziehungen hinterfragt, die in der traditionellen Betrachtung von Kunst und Kultur vorherrschen. In dieser Ausgabe der Zwitscher-Maschine laden wir Sie ein, die vielfältigen Verbindungen und Resonanzen zwischen den vorgestellten Künstlerinnen und Künstlern zu erkunden und ihre Werke als dynamische, offene Systeme zu betrachten, die sich rhizomatisch ständig weiterentwickeln und erneuern.
Zwei Artikel über das Werk Zwitscher-Maschine bilden den Auftakt. In seinem Beitrag untersucht Dennis Rothermel die Verbindung zwischen Paul Klee und dem Musiker und Maler Jerry Garcia, Mitglied der amerikanischen Kultband Grateful Dead. Hierbei betrachtet Rothermel Gemeinsamkeiten zwischen Klees Kunst und Garcias Musik und zeigt auf, wie Garcia Klees Werk Zwitscher-Maschine in seine eigene Kunst integriert hat.
Der zweite Beitrag von Rudolf Altrichter beschäftigt sich mit Klees modernem Zeichenverständnis und der Bedeutungstheorie, wie sie von Gilles Deleuze und Félix Guattari erläutert werden.
Fabienne Eggelhöfer beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit Paul Klees Naturverständnis und untersucht, wie das Studium der Natur seine künstlerische Laufbahn prägte. Der Text ist die deutsche Fassung eines katalanischen und englischen Katalogbeitrags für die Ausstellung Paul Klee i els secrets de la natura, Fundació Joan Miró, Barcelona 2022.
Marie Kakinuma und Kuniko Satonobu Spirig beziehen sich in ihren Beiträgen auf die Künstlerinnen Nell Walden und Sonia Delaunay. Kakinuma setzt sich mit Nell Walden auseinander, einer lange vernachlässigten Kunstsammlerin, Malerin, Schriftstellerin und Journalistin. Sie beleuchtet, wie Walden durch Genderstudies wieder ins internationale Rampenlicht gerückt ist, und zeigt ihre Interessen und Motivationen in Zusammenhang mit der Entscheidung, ihre Ethnografie- und Kunstsammlung in den 1930er Jahren in die Schweiz zu bringen.
Der Beitrag von Satonobu Spirig beschäftigt sich mit dem Thema der Gleichzeitigkeit anhand einer Fotografie von Nell Walden mit einem Foulard-Entwurf von Sonia Delaunay. Sie zeigt auf, wie geometrische Formen und organische Linien in den Fotografien von Walden und Delaunay eine Simultanität erzeugen und wie Sonia Delaunay Kunst und Design in ihrer Arbeit vereint.
In der Rubrik »Addenda Catalogue raisonné« stellt Marianne Keller Tschirren neu entdeckte oder wiedergefundene Werke von Paul Klee aus dem Jahr 1919 vor, die im 9-bändigen Werkverzeichnis von Paul Klee aus dem Jahr 2004 nicht genauer dokumentiert werden konnten. Dies ermöglicht eine Erweiterung des bestehenden Werkverzeichnisses von Paul Klee.
Thomas Ballhausen hat die Publikation Buch und Bild – Schrift und Zeichnung von Cathrin Klingsöhr-Leroy rezensiert. In diesem Essay wird die Rolle des Lesens in der Kunst des 20. Jahrhunderts untersucht und der künstlerische Einsatz von Schrift zur Vertiefung des jeweiligen Anliegens betont.
Und schliesslich stellen Osamu Okuda und Walther Fuchs in einem kurzen Tweet ihr Forschungsprojekt vor, das sich mit dem Verhältnis von Paul Klee und Architekt:innen der Moderne beschäftigt. Die Forschungsergebnisse werden in kommenden Ausgaben der Zeitschrift veröffentlicht.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und freuen uns auf Ihr Feedback.
Ihre Redaktion der Zwitscher-Maschine:
Osamu Okuda, Zentrum Paul Klee, Bern
Walther Fuchs, Digiboo Verlag, Küsnacht
Marianne Keller Tschirren, Zentrum Paul Klee, Bern
Kai-Inga Dost, Zentrum Paul Klee, Bern
Editorial
Dear readers,
we are delighted to present to you the brand new issue No. 13 of the Zwitscher-Maschine. In this issue, you will find a plethora of fascinating articles about Paul Klee and the reception of his work. The issue was created in collaboration with authors from the international Klee research community.
The concept of deterritorialization, a Deleuze and Guattari concept, offers an alternative perspective on art and creativity by questioning the hierarchical structures and limiting relationships that prevail in the traditional view of art and culture. In this issue of the Zwitscher-Maschine, we invite you to explore the diverse connections and resonances between the featured artists and to view their works as dynamic, open systems that constantly evolve and renew themselves in a rhizomatic manner.
Two articles about the art work Zwitscher-Maschine lead off the issue. In his contribution, Dennis Rothermel examines the connection between Paul Klee and musician and painter Jerry Garcia, a member of the American cult band Grateful Dead. Rothermel looks at the similarities between Klee's art and Garcia's music and shows how Garcia integrated Klee's work into his own art.
The second contribution by Rudolf Altrichter deals with Klee's modern understanding of signs and the theory of meaning by Gilles Deleuze and Félix Guattari.
Fabienne Eggelhöfer's contribution explores Paul Klee's understanding of nature and examines how the study of nature influenced his artistic career. The text is the German version of a Catalan and English catalog contribution for the exhibition Paul Klee i els secrets de la natura, Fundació Joan Miró, Barcelona 2022.
Marie Kakinuma and Kuniko Satonobu Spirig refer to the artists Nell Walden and Sonia Delaunay in their contributions.
In her article, Kakinuma examines Nell Walden, a long-neglected art collector, painter, writer, and journalist. She sheds light on how Walden has been brought back into the international spotlight through gender studies and shows her interests and motivations in relation to the decision to bring her collection to Switzerland in the 1930s.
Satonobu Spirig's contribution focuses on the theme of "simultaneity" using a photograph of Nell Walden with a scarf design by Sonia Delaunay. She shows how geometric shapes and organic lines in the photographs of Walden and Delaunay create a "simultaneity" and how Sonia Delaunay unites art and design in her work.
In the "Addenda Catalogue raisonné" section, Marianne Keller Tschirren presents newly discovered or rediscovered works by Paul Klee from 1919 which could not be documented more precisely in the 9-volume catalogue raisonné of Paul Klee from 2004. This allows for an expansion of the existing catalogue raisonné of Paul Klee.
Thomas Ballhausen reviewed the publication Buch und Bild – Schrift und Zeichnung by Cathrin Klingsöhr-Leroy. In this essay, the role of reading in 20th century art is examined, and the artistic use of writing to deepen the respective concern is emphasized.
In our tweet, Osamu Okuda and Walther Fuchs present their research project, which deals with the relationship between Paul Klee and modern architects. The research results will be published in future issues of the journal.
The publication of the 13th issue of the Zwitscher-Maschine would not have been possible without the support of Rita Klee. We would therefore like to express our deepest gratitude for her invaluable contribution.
We hope you enjoy this stimulating read and look forward to your feedback.
Your editorial team of the Zwitscher-Maschine:
Osamu Okuda, Zentrum Paul Klee, Bern
Walther Fuchs, Digiboo Verlag, Küsnacht
Marianne Keller Tschirren, Zentrum Paul Klee, Bern
Kai-Inga Dost, Zentrum Paul Klee, Bern