Paul Klees »Honigschrift«: Überlegungen zum Verhältnis von Automatismus, Automatisierung, Maschinen und Mathematik
Zusammenfassung
In dieser Studie wird Paul Klees Schaffen und sein künstlerisches Denken erstmals gemeinsam über die Mathematik, Maschine, Automatisierung und den Automatismus in den Blick genommen, da diese Konzepte, wie zu zeigen sein wird, bei ihm in einem Beziehungsviereck aufzufassen sind. Es ist bekannt, dass sich Klees künstlerische Arbeit im Spannungsverhältnis von Konstruktion und Intuition bewegte: Dem Mathematischen, wie darzulegen sein wird, kam dabei eine erhebliche Rolle zu. Dementgegen praktizierte er einen Modus der Zeichnung, den er »Honigschrift« nannte, der mit dem surrealistischen Automatismus in Verbindung gebracht wird – diesen gilt es vorzustellen und abzugrenzen. Des Weiteren soll Klees Interesse für Maschinen und sein Maschinendenken herausgearbeitet werden. Unter diesen Vorzeichen soll nun argumentiert werden, auf eine Verschränkung von Sujet und Methode abzielend, dass Klee nicht bloß das in den 1920er Jahren prekäre Verhältnis von Mensch und Maschine thematisierte, sondern auch in seiner künstlerischen Arbeit grafische Maschinen auf mathematischer Basis betrieb, mit denen er eine gewisse Automatisierung des Schaffensprozesses erzielte. Das damit auftretende Verhältnis von Automatismus und Automatisierung kann, so die Behauptung, als ein dialektisches bestimmt werden, in welchem wiederum das Mathematische vermittelt. In den Blick genommen werden Klees Zeichnungen sowie seine schriftlichen und grafischen Äußerungen und dabei Theorien des Entwurfs, der Notation, Diagrammatik und Schriftbildlichkeit herangezogen. Die Studie soll der Theorie der Schaffensprozesse, der Medien sowie den Geschichten von Kreativität und Maschinenkünsten zuspielen.